Ob gutes W-Lan, helle Räume oder flexibles Mobiliar: Moderne Lehr- und Lernkonzepte brauchen eine passende Umgebung. Beispiele aus Hochschulen in den Niederlanden oder Norwegen zeigen, wie die Lernräume der Zukunft aussehen könnten. Ob und wie eine Lernraumentwicklung auf das deutsche Hochschulsystem übertragen werden kann, zeigt die aktuelle Ausgabe der DUZ – Magazin für Wissenschaft und Gesellschaft im Rahmen der Reihe DUZ Spotlight – Gute Praxis international, die in Kooperation mit dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung erscheint.
Im aktuellen Sommersemester 2020 wird aufgrund der Corona-Pandemie an deutschen Hochschulen überwiegend online gelehrt. Das zeigt zum einen die Chancen digitaler Lehrplattformen, offenbart aber auch die Grenzen virtueller Didaktik und die Bedeutung von gut konzipierten Lernräumen.
Dazu zählt etwa der Einsatz von flexibel kombinierbarem Mobiliar oder innovativen Licht- und Farbkonzepten. Einzelne Positivbeispiele, besonders an einigen Hochschulbibliotheken gibt es bereits. „Das Thema Lernraumgestaltung spielt an deutschen Hochschulen aber noch keine flächendeckende Rolle“, sagt Anne Prill.
Die Projektmanagerin im Hochschulforum Digitalisierung beim CHE vermittelt in der aktuellen Ausgabe von DUZ Spotlight einen Eindruck davon, wie Lernraumgestaltung im digitalen Zeitalter neu gedacht werden kann.
Lernumgebung und Lehre sieht Anne Prill dabei in einer direkten Wechselwirkung: „Bleiben die auf Frontalunterricht ausgerichteten Räume traditionell, bleibt es auch die Hochschullehre“.
Wie eine gesamte Hochschuleinheit ein neues Lernraumkonzept umsetzen kann, zeigt das Beispiel einer Fakultät an der Technischen Universität Delft. An der niederländischen Hochschule Bereich Bouwkunde, zu Deutsch Architektur, gilt das „Flex-Arbeiten“. Das bedeutet, es gibt weder Einzelbüros für Lehrende noch traditionelle Hörsäle und Seminarräume.
Die Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegen hebt ebenfalls die jahrhunderte-alten Raumgrenzen im Hochschulbereich auf. In ihrer sogenannten Lernarena können dank flexiblem Mobiliar und mobiler Technik spontan Bereiche in Hörsäle, Präsentationsräume oder Arbeitsbereiche für konzentriertes Arbeiten umgewandelt werden.
Die internationalen Beispiele zeigen dabei die unterschiedliche Herangehensweise im Vergleich zu Deutschland. Während hierzulande Hochschulen oftmals noch einzelne Räume oder Bibliotheken modernisieren, würde an anderer Stelle Lernraumgestaltung im digitalen Zeitalter als campusweite strategische Angelegenheiten verstanden, so Prill.
In einer solchen ganzheitlichen Strategie, die explizit auch die Infrastruktur und Räumlichkeiten mitdenkt, sieht Frank Ziegele Vorteile für alle Beteiligten: „Lernräume sind ein wichtiges Profilmerkmal, um eine eher abstrakte Lehrstrategie und den Stellenwert der Lehre an der jeweiligen Hochschule sichtbar, greifbar und erlebbar zu machen“, so der CHE Geschäftsführer. „Von einem gut gestalteten Lernraum-Konzept profitieren so nicht nur Studieninteressierte, Lehrende und Lernende, sondern die komplette Hochschule.“
Der Schwerpunkt zum Thema ist am 21. August im Rahmen der Ausgabe 08/2020 der DUZ erschienen. Die Autorin Anne Prill ist Projektmanagerin im Hochschulforum Digitalisierung beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung. Das Dossier ist die sechste Ausgabe des gemeinsam von CHE und DUZ entwickelten Formats „DUZ Spotlight – Gute Praxis international“, das in loser Folge in der DUZ und auf www.che.de veröffentlicht wird.
Bereits erschienen sind Ausgaben zum österreichischen Modell der lebensbegleitenden Matrikelnummer (Ausgabe 09/17), dem britischen Professional Doctorate (Ausgabe 01/18), dem niederländischen Lehrführerschein (Ausgabe 08/18), der Transfergemeinschaft nach Schweizer Vorbild (12/2018), der Etablierung wissenschaftlicher Weiterbildungszertifikate in der Schweiz (11/2019) sowie zu Instructional Designern im Hochschulbetrieb (02/2020).