Prof.in Dr. Tanja Brühl, Präsidentin der Technischen Universität Darmstadt (Foto: Philipp Arnoldt)

Prof.in Dr. Tanja Brühl, Präsidentin der Technischen Universität Darmstadt, ist eine von sechs Nominierten für die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres 2025“. Bereits in den vergangenen beiden Jahren kam sie in die Endauswahl des Wettbewerbs.

Seit 2019 steht Tanja Brühl an der Spitze der rund 24 000 Studierenden zählenden Hochschule. Die gebürtige Marburgerin ist Politikwissenschaftlerin mit einem Schwerpunkt in der Friedens- und Konfliktforschung. Nach Professuren an der Goethe-Universität Frankfurt, wo sie von 2012 bis 2018 zudem Vizepräsidentin für Studium und Lehre war, übernahm sie das Amt der Universitätspräsidentin in Darmstadt. Unter ihrer Leitung hat sich die TU Darmstadt zu einer der profiliertesten Technischen Universitäten Deutschlands entwickelt. Die Jury des Wettbewerbs konstatiert, dass „durch strategische Maßnahmen und starke Vernetzung mit Wissenschaft, Politik und Wirtschaft Tanja Brühl sowohl die wissenschaftliche Exzellenz als auch die gesellschaftliche Verantwortung der TU Darmstadt gestärkt hat“.

Führung als Prozessgestaltung und lernende Organisation

Brühl versteht Universität als lernende Organisation, deren Weiterentwicklung über transparente Prozesse und gemeinsame Reflexion gelingt. Führung bedeutet für sie, Strukturen zu gestalten, die Lernen, Beteiligung und strategisches Handeln ermöglichen. „Veränderungen aufnehmen und Weiterentwicklung aktiv gestalten sind für mich konstitutives Element von Universität“, beschreibt sie im eingereichten Fragebogen zum diesjährigen Wettbewerb ihr Selbstverständnis.

Diese Haltung prägt Formate wie den Leadership Tag für Führungskräfte, das Programm „ProFührung“ für neuberufene Professorinnen und Professoren oder den dies academicus, der Austausch und Orientierung verbindet. Strategietage von Präsidium und Dekan*innen befördern die strategische Profilbildung und stärken die zweite Leitungsebene. Kolleginnen und Kollegen aus der Hochschulleitung charakterisieren Brühl als „strategisch, lösungsorientiert, kommunikativ und empowernd“. Die Jury betont eine „extrem hohe Übereinstimmung von Selbst- und Fremdwahrnehmung“ und lobt ihren „authentischen, zur Hochschule passenden Führungsstil“.

Vernetzung als Prinzip von Exzellenz

Vernetzung ist für Brühl Grundprinzip wissenschaftlicher Qualität. Sie versteht die TU Darmstadt als Institution, die regional, national und international Verantwortung übernimmt.

Innerhalb der Universität fördert sie interdisziplinäre Zusammenarbeit in den drei Forschungsfeldern, etwa über Seed-Funding-Programme und gemeinsame Forschungsinitiativen. Extern stärkt sie Kooperationen in der Allianz der Rhein-Main-Universitäten (RMU) und in der europäischen Hochschulallianz Unite!, deren Präsidentschaft sie von 2019-Oktober 2025 inne hatte.

Von 2020 bis 2024 war Brühl zudem Vorsitzende der TU9, des Verbundes der führenden Technischen Universitäten Deutschlands. Gemeinsam mit Angela Ittel (TU Braunschweig) brachte sie Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovationsförderung in die bundesweite Hochschulpolitik ein. Ihre Amtszeit stärkte die Sichtbarkeit technologisch geprägter Hochschulen und unterstreicht ihr Verständnis von Hochschulentwicklung im Netzwerk.

Auch die Jury hebt hervor, dass sie „in regionalen und internationalen Netzwerken denkt und die Chancen solcher Kooperationen für interdisziplinäre Forschung im Blick hat“. Zudem hat die TU Darmstadt in Brühls erster Amtszeit die Third Mission mit dem Konzept „xchange“ neu definiert – als wechselseitigen Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, im Einklang mit ihrem Fokus auf Vernetzung und Austausch.

Künstliche Intelligenz als Querschnittsaufgabe

Brühl sieht Künstliche Intelligenz als integralen Bestandteil aller Kernmissionen der Universität – Forschung, Lehre und Dritte Mission. Ihr ist maßgeblich zu verdanken, dass die hessischen Hochschulen im Zentrum für Künstliche Intelligenz (hessian.AI) ihre Kräfte gebündelt haben. Neun der neu eingerichteten 22 KI-Professuren sind an der TU Darmstadt angesiedelt. Zwei neue Exzellenzcluster, darunter „Reasonable Artificial Intelligence (RAI)“, wurden erfolgreich eingeworben.

Die Jury sieht in ihr eine „Vorreiterin im verantwortungsvollen Umgang mit KI“, die „den Ausbau exzellenter Infrastruktur bereits frühzeitig maßgeblich vorangetrieben“ hat. In der Lehre etabliert sie mit ihrem Präsidiumsteam Projekte zur AI Literacy, die rechtliche, didaktische und ethische Fragen des KI-Einsatzes bearbeiten. „Durch strategische Maßnahmen und starke Vernetzung mit Wissenschaft, Politik und Wirtschaft stärkt Tanja Brühl sowohl die wissenschaftliche Exzellenz als auch die gesellschaftliche Verantwortung der TU Darmstadt des KI-Einsatzes“, so die Jury. Auch in der Verwaltung der Hochschule werden KI-Anwendungen partizipativ entwickelt. Brühl versteht Digitalisierung nicht als Technologieprojekt, sondern als kulturelle und gesellschaftliche Gestaltungsaufgabe.

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Die Nominierten für die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres 2025“ wurden in einem mehrstufigen Verfahren ermittelt. Über eine datengestützte Vorauswahl wurden Hochschulen identifiziert, die eine besonders starke positive Entwicklungsdynamik aufweisen. Im Rahmen der zweiten Auswahlstufe wurden alle in der Vorauswahl identifizierten Hochschulleitungen zu ihrem Führungsverständnis und weiteren Aspekten wie KI und Hochschulmanagement befragt. Als weitere Perspektive wurden die Kollegen und Kolleginnen in der Leitung sowie die jeweiligen Hochschulratsvorsitzenden zur Führungsleistung ihrer Hochschulleitungen und zum Zusammenspiel im Team befragt.

Alle Ergebnisse waren Grundlage für die Entscheidung der Jury zur Nominierung der sechs Finalist*innen. Die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres“ wird bereits seit 2008 verliehen, seit 2013 gemeinsam von der Wochenzeitung DIE ZEIT und dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Mehr Infos zum diesjährigen Wettbewerb sowie weitere Porträts der diesjährigen Finalist*innen finden sich hier.

Janna Friedel

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