CHE Historie bis 2024 im Zeitraffer
1993
Die deutschen Hochschulen stecken tief in der Krise. Jürgen Mittelstraß erklärt die Universitäten (im SPIEGEL Spezial 3/1993) kurzerhand für „reformunfähig“. Kennzeichen der Hochschulkrise: Lange Studiendauer, hohe Abbruchquoten, Unterfinanzierung, Kameralistik und Dezemberfieber, Entscheidungsunfähigkeit, staatliche Detailsteuerung, unklares Qualitätsverständnis, schwache Hochschulleitungen, fehlende strategische Ausrichtung sowie lange Berufungsverfahren.
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die Bertelsmann Stiftung beschließen die Gründung des CHE als gemeinsame Tochtergesellschaft. Ziel ist es, die Hochschulreform voranzutreiben. Im Hintergrund stand die Überzeugung, dass mehr Transparenz und Wettbewerb auch im Hochschulsystem zu innovativen Lösungen führen werden, diese aber nur in Zusammenarbeit mit den Hochschulen selbst entwickelt werden können. Initiatoren sind Reinhard Mohn, der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, und Professor Dr. Hans-Uwe Erichsen, der damalige Präsident der HRK.
1994
Das CHE nimmt am 02.05. offiziell seine Arbeit auf. Erster Leiter ist Prof. Dr. Detlef Müller-Böling, bis dahin Rektor der Universität Dortmund (heute: TU Dortmund). Auf Müller-Böling aufmerksam geworden war Reinhard Mohn durch einen Brief, den der damalige Dortmunder Rektor nach Gütersloh geschickt hatte – er wollte eigentlich nur ausloten, ob die Bertelsmann Stiftung ein Reformvorhaben der Universität (ihm schwebte die Einführung einer leistungsorientierte Mittelvergabe vor) finanziell unterstützen könne. Mitarbeiter*innen der ersten Stunden sind Marion Landwehr, Burkhard Kölsch und Klaus Neuvians, der als stellvertretender Leiter agiert. Im Laufe des Jahres komplettieren Sabine Feige, Dr. Andreas Barz, Dr. Jutta Fedrowitz, Susanne Dopheide und Klaudia Kricks das Team der Mitarbeiter*innen.
1995
In der Stadthalle Gütersloh findet am 25./26.01. unter dem Titel „Qualitätssicherung in Hochschulen: Forschung – Lehre – Management“ mit 300 Gästen die Eröffnungsveranstaltung des CHE statt.
Der „CHEck up“, ein halbjährliches Magazin über die Arbeit des CHE, erscheint im Januar zum ersten Mal.
Erste Projekte zum Thema Kostenrechnung werden mit der Fachhochschule Bochum und der Fachhochschule Dortmund umgesetzt.
1996
Im Mai findet ein Symposium unter dem Titel „Studiengebühren – internationale Modelle und Erfahrungen“ in der Stadthalle Bielefeld statt – mit großem Sicherheitsaufgebot wegen angekündigter Demonstrationen.
1997
Im März führt das CHE in Berkeley / USA gemeinsam mit der University of California und der Stanford University eine Konferenz mit deutschen Kanzler*innen und Rektor*innen sowie US-Hochschulleiter*innen und Hochschulforscher*innen über Veränderungen im Hochschulwesen durch („University in Transition“), das „für eine ganze Generation von Rektoren und Kanzlern deutscher Hochschulen eine prägende Erfahrung wurde“ (Hans N. Weiler in DIE ZEIT vom 03.07.2008).
1998
Mit dem „Studienführer Chemie und Wirtschaftswissenschaften“ erscheint im Mai in Kooperation mit Stiftung Warentest das erste Hochschulranking. Es erhitzt die Gemüter der deutschen Hochschulwelt, da der Leistungsvergleich mit dem Mythos aufräumt, alle Hochschulen böten die gleiche Qualität.
Die Bertelsmann Stiftung ruft zusammen mit dem CHE den Initiativkreis Bildung ins Leben. Die Empfehlungen der sechs Expert*innenrunden werden im Frühjahr 1999 beim Deutschen Bildungskongress Bundespräsident Roman Herzog überreicht.
Das CHE führt erstmal Workshops für Dekaninnen und Dekane durch.
1999
Das CHE wird durch ein international besetztes Gutachtergremium evaluiert.
Das Hochschulranking wird nun als „Hochschulcharts“ mit dem Magazin „Stern“ herausgebracht. Der Studienführer 1999 erscheint auf 260 Seiten – mit beigelegter CD-ROM für die individuelle Recherche nach der passenden Hochschule.
2000
Das CHE feiert – leicht verspätet – im Februar sein fünfjähriges Jubiläum in der Bundeskunsthalle in Bonn mit dem Symposium „Unternehmen Hochschule – Hochschule unternehmen“. Bei dieser Gelegenheit wird erstmals die Auszeichnung „best practice Hochschule“ verliehen.
Das Buch „Die entfesselte Hochschule“ erscheint. Die zentrale Metapher der Veröffentlichung bringt den Arbeitsauftrag des CHE auf den Punkt: „…die Hochschulen in Deutschland sind in ein Geflecht von staatlichen Regulierungen, hochschulpolitischen Denkblockaden und innerer Entscheidungsohnmacht eingebunden, die sie bis zur Bewegungsunfähigkeit einschnüren … In jedem Fall ist eine Entfesselung der deutschen Hochschulen notwendig, will sie wieder kreativ, initiativ und resonanzstark unsere Gesellschaft der Zukunft mitgestalten“ (S. 9f). Die Veröffentlichung entwirft das Bild einer autonome
Der Hochschulkurs, ein Fortbildungsprogramm für das Wissenschaftsmanagement mit Workshops zu verschiedenen Themenbereichen startet, zunächst in Kooperation mit der FU Berlin.
Im Oktober dreht sich das Symposium „Uni-www.ersity.de“ um das Thema „Virtuelle Hochschule“.
2001
Ausgründung der Hochschulentwicklung Consult GmbH (HE Consult; seit 2004: CHE Consult).
2002
Das erste Forschungsranking erscheint.
Im Juni kündigen Studierende eine große Demonstration in Gütersloh an, sie wollen ihrem Unmut dem CHE gegenüber Ausdruck verleihen. 5.000 Studierende sind angekündigt. Letztlich erscheinen 76 Studierende vor dem Gebäude der Bertelsmann Stiftung. Sie werden angesichts des strömenden Regens vom damaligen CHE Leiter Müller-Böling hineingebeten und auf einen Kaffee eingeladen. „Die aus Sicherheitsgründen eigens abgestellten 200 Polizisten rücken unverrichteter Dinge wieder ab“, hält Die Glocke vom 29.06.2002 fest.
Mit dem Wettbewerb „Küss die Uni wach“ sammelt und prämiert das CHE studentische Ideen zur Hochschulreform.
2003
Das CHE bezieht im April an der Verler Str. 6 in Gütersloh neue Räumlichkeiten.
2004
Mit einem Symposium unter dem Titel „Weiter entfesseln, den Umbruch gestalten. Studienprogramme – Organisationsformen – Hochschultypen“ in Berlin feiert das CHE im April sein 10jähriges Bestehen. Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn sagt in ihrer Rede: „Das CHE war vor zehn Jahren der Stachel im Fleisch und hat sehr viele Hochschulreformen angestoßen. Das Ergebnis ist, dass sich die Hochschulen bewegen. Sie bewegen sich mit Dynamik. Ich wünsche mir, dass das CHE diese Rolle auch in Zukunft wahrnimmt“.
Das Ranking wird international, erstmals beteiligen sich Hochschulen aus Schweiz und Österreich. Es erscheint nun (bis heute) in Zusammenarbeit mit der Wochenzeitschrift DIE ZEIT.
2005
In der britischen Botschaft in Berlin findet am 16. März das Symposium “Studiengebühren in Großbritannien und Deutschland – Gestaltungsfragen und politische Implikationen” statt.
2006
Das CHE veröffentlicht den ersten CHE-Studienkredit-Test. Er liefert bewertet die vorhandenen Angebote aus Studierendensicht und bietet Entscheidungshilfen.
2007
Mit der Robert Bosch Stiftung und dem Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Länder gründet das CHE den Best practice-Club „Familie in der Hochschule“.
Der International Deans‘ Course (IDC) findet erstmals statt.
2008
Zur Verabschiedung des CHE Gründers Prof. Dr. Müller-Böling veranstaltet das CHE am 19./20. Juni 2008 ein Symposium im Axica in Berlin. Titel der Veranstaltung: „Zählen, messen, schätzen… Fluch oder Segen für die Hochschulen?“.
Im August 2008 gibt es eine neue Geschäftsführung: Müller-Böling übergibt nach 14 Jahren die Leitung des CHE an Dr. Jörg Dräger (ehemaliger Hamburger Wissenschaftssenator, links im Bild) und Prof. Dr. Frank Ziegele (1996 bis 2006 CHE-Mitarbeiter und seit 2007 Geschäftsführer von CHE Consult).
Erstmals zeichnet das CHE (gemeinsam mit der Financial Times Deutschland, seit 2013 mit DIE ZEIT) mit Dieter Lenzen (Präsident der Freien Universität Berlin) einen „Hochschulmanager des Jahres“ aus.
2009
Gemeinsam mit dem Stifterverband für die deutsche Wissenschaft und der Nixdorf-Stiftung beginnt das CHE das „Forum Hochschulräte“ als Austauschplattform für Hochschulräte aus ganz Deutschland.
2011
Gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung, der Deutschen Telekom Stiftung und dem Stifterverband ruft das CHE den „Monitor Lehrerbildung“ (seit 2024: „Monitor Lehrkräftebildung“) ins Leben.
2013
Das CHE startet das Online-Portal „Studieren ohne Abitur“, in dem beruflich Qualifizierte umfassende Informationen zu Studienmöglichkeiten sowie Daten zu aktuellen Entwicklungen finden.
Der erste Jahrgang des Programms „Führung als Chance“ startet – das Führungskräfteangebot für Vizepräsident*innen und Prorektor*innen hat seitdem (Stand Mai 2024) 30 Präsident*innen und Rektor*innen an deutschen und österreichischen Hochschulen hervorgebracht, darunter 19 Frauen.
Ein neues Thema hält Einzug in das CHE-Portfolio und entwickelt sich seitdem zum Dauerbrenner: Third Mission. Startpunkt ist das BMBF-geförderte Forschungsprojekt „FIFTH – Facetten von und Indikatoren für Forschung und Third Mission an Hochschulen für angewandte Wissenschaften“. Drei Jahre später wird eine Indikatorik präsentiert, die eine Messung des ganzen Spektrums der Third Mission ermöglicht.
2014
Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, gratuliert zum 20jährigen Jubiläum: „Durch zahlreiche Untersuchungen, durch gekonnte Kommunikation und Beratung trägt das CHE seit nunmehr 20 Jahren Innovation in Hochschulen und unser Wissenschaftssystem.“ (DUZ Special 2014)
Das CHE legt einen inhaltlichen Schwerpunkt auf den Akademisierungstrend und seine Folgen (Symposium „Hochschulbildung als Normalfall“).
Die erste Publikation des internationalen Rankings U-Multirank geht online, gefördert von der EU-Kommission.
Das Hochschulforum Digitalisierung (HFD) nimmt seine Arbeit auf. Das Projekt erfolgt in Kooperation mit der HRK und dem Stifterverband und wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
2016
Das CHE bietet Fortbildung für weitere Zielgruppen von Führungskräften aus Hochschulen an: „Die Rolle des Dekans – Führungskraft oder Primus inter Pares?“ sowie einen Workshop, der nur von Rektor*in und Kanzler*in gemeinsam besucht werden kann: „Kooperation und Strategie im Tandem“.
2019
Das CHE feiert 25-jähriges Jubiläum.
2020
Coronabedingt stellt das CHE auf Online-Veranstaltungen (Hochschulkurs, IDC) um.
Das CHE legt einen inhaltlichen Schwerpunkt auf „Nachschulische Bildung“.
2021
Dr. Jörg Dräger scheidet aus der Geschäftsführung aus und wechselt 2022 zur Kühne Stiftung in die Schweiz.
2022
Unter der Adresse www.hochschuldaten.de stellt das CHE einer breiteren Öffentlichkeit verschiedene Daten mit interaktiven Visualisierungen und Tabellen zur Verfügung.
2023
Heike Hepermann und Ulrich Müller werden Prokurist*innen des CHE, Ulrich Müller daneben auch Mitglied der Geschäftsleitung.
U-Multirank geht in den größeren Kontext eines European Higher Education Sector Observatory (EHESO) auf, das die verschiedenen EU Daten- und Transparenz-Tools integrieren wird.
Mehr als ein Jahrzehnt nach seinem Ausstieg beteiligt sich das Fach Soziologie wieder am CHE Hochschulranking, alle drei Fachverbände (Deutsche Gesellschaft für Soziologie, Akademie für Soziologie und Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen) unterstützen den Wiedereinstieg. Auch die Universität Hamburg ist nach einem Wechsel der Hochschulleitung wieder mit an Bord.
2024
Das CHE wird 30 – und die Publikation „Die authentische Hochschule“ erscheint.