Die Bildungspolitik und v.a. die Entwicklung der Hochschulen haben in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen. Internationales Hochschulmarketing des Bildungsstandortes Deutschland, das Anwachsen der Studierendenzahlen aus dem In- und Ausland, die Schaffung eines europäischen Hochschulraums, die von der Bundesregierung beabsichtigte Steigerung der Studierquote eines Altersjahrgangs, die nach PISA weiterhin notwendige Sicherung der Chancengleichheit etc. stellen neue Herausforderungen an Hochschulen und Studentenwerke. Hinzu tritt ein verändertes Steuerungsverständnis im Zusammenwirken zwischen Staat (der zunehmend Prozessverantwortung delegiert und sich auf politisch-gesetzliche Rahmenvorgaben beschränkt) und Hochschulen bzw. Studentenwerken.
Für diese veränderten Herausforderungen sind Lösungen zu entwickeln, die die ausgeprägten Kompetenzen von Hochschulen und Studentenwerken einbeziehen und diese zukunftsgerichtet weiterentwickeln. V.a. die zunehmende Autonomie und Eigenverantwortung der Hochschulen eröffnet auch für die Studentenwerke neue Gestaltungsspielräume, die eine Neudefinition des strategischen Zusammenwirkens der unterschiedlichen Akteure erfordern.
Aus diesen hochschulpolitischen und allgemeinen gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre heraus müssen die im Bereich der sozialen, wirtschaftlichen bzw. kulturellen Verantwortung und der “student services” vorgegebenen Ziele und Aufgaben zwischen Staat, Hochschulen, Studierenden und Studentenwerken überprüft und ggf. weiterentwickelt werden. Hierbei will das Deutsche Studentenwerk als Dachverband der Studentenwerke in Zusammenarbeit mit dem CHE die notwendigen Denkanstöße und Veränderungsimpulse geben.
Ziel des Symposiums ist es, das Thema ‚Weiterentwicklung der Studentenwerke als Kompetenzzentren insbesondere für die wirtschaftlichen und sozialen Dienstleistungen im Lebensraum Hochschule’ aktiv zu besetzen.Die Entwicklung von Antworten auf o.g. Herausforderungen kann nur Ergebnis eines breiteren gesellschaftlichen Diskurses sowie eines längerfristig angelegten Prozesses sein. In dessen Verlauf sind unterschiedliche Lösungen zu erproben und zu vergleichen, ohne dass es zwingend zu einer einzigen besten Lösungsvariante kommen wird. Dabei sind u.a. die unterschiedlichen Ausgangslagen und Rahmenbedingungen an den einzelnen Hochschulorten zu berücksichtigen. Mit Hilfe eines Symposiums sollen zunächst Herausforderungen und mögliche Entwicklungspotenziale bzw. –trends definiert werden; diese bilden die Grundlage für eine anschließende Weiterentwicklung der Gestaltungsmöglichkeiten und eine Umsetzung von Lösungsvorschlägen. Das gemeinsame Projekt des Deutschen Studentenwerks und des CHE soll vor dem Hintergrund der o.g. veränderten Herausforderungen die Diskussion über die zukünftige Entwicklung der “student services” und die Gestaltung der sozialen, wirtschaftlichen bzw. kulturellen Rahmenbedingungen des Studierens eröffnen und Vorschläge zur zukünftigen Positionierung der Studentenwerke im veränderten Lebensraum Hochschule aufbereiten. Die Studentenwerke werden in Kooperation mit den Hochschulen und Studierenden den notwendigen Reformprozess aktiv gestalten und sich notwendigen Reformen, Neuausrichtungen und Umorganisationen stellen. Das gemeinsames Symposium von DSW und CHE am 8./9. 7. 2004 zeigte Perspektiven auf, wie Studentenwerke und Hochschulen gemeinsam auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren können.
CHE-Leiter Müller-Böling wertete das Symposium als “Meilenstein im Prozess”. Die gegenseitigen Bedürfnisse und Erwartungen seitens der Akteure (Staat, Hochschulen, Studentenwerke und Studierende) seien offen und konstruktiv zusammengetragen worden. Jetzt gehe es darum, auf lokaler Ebene differenziert konkrete Kooperationsmodelle zu erproben. Wesentlich sei es, zu einer koordinierten Zusammenarbeit zu kommen, “…damit Studieren gelingt!”.
Die Rahmenbedingungen im Hochschulsystem verändern sich: Auswahlrechte der Hochschulen und ergebnisorientierte Mittelzuweisung erzeugen bei den Hochschulen Erfolgsdruck. Wachsende Internationalisierung bringt neue Herausforderungen mit sich. Der Studienerfolg hängt für deutsche wie ausländische Studierende in hohem Maß auch von den Service- und Beratungsleistungen ab. Es ist eine deutliche Tendenz zu einem Mentalitätswechsel in den Hochschulen zu erkennen: Sie realisieren, dass sie nicht nur die Qualität der Forschung und Lehre im Blick haben dürfen, sondern das Gesamtpaket Studium gestalten müssen. Dabei ist auch das Verhältnis zwischen Hochschulen und Studentenwerken neu zu definieren, da diese bereits wesentliche Bereiche der “student services” abdecken.
Auf dem Symposium wurde vor dem Hintergrund staatlicher Mittelkürzungen sowohl im Hochschulbereich als auch konkret bei den staatlichen Zuschüssen zu den Studentenwerken betont, dass der Staat seine Verantwortung auch in Zukunft wahrnehmen müsse. Gleichzeitig müsse sowohl Studentenwerken als auch Hochschulen weitgehende Handlungsfreiheit eingeräumt werden. Insbesondere wurde herausgestellt, dass eine Beteiligung der Studierenden über Gremien hinaus sinnvoll und notwendig ist. Eigeninitiativen sollten stärker gefördert und koordiniert eingebunden werden.
Müller-Böling betonte abschließend: “Wir befinden uns in einem Prozess, dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Ich bin optimistisch, dass Studentenwerke und Hochschulen unterschiedliche Modelle konstruktiver Zusammenarbeit entwickeln werden, um das gemeinsame Ziel noch besser als bisher verfolgen zu können.”
"... damit Studieren gelingt! - Perspektiven für das Zusammenwirken von Hochschule und Studentenwerk" 1. Januar 2004 8.27 MB 14090 downloads
Autoren: Müller-Böling, Detlef; Rinkens, Hans-Dieter (Hrsg.): "... damit Studieren...Projektsteckbrief
- Titel: Perspektiven der Gestaltung der sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Studierens („student services“) und die zukünftige Rolle der Studentenwerke
- Projektbeginn: 01.09.2003
- Projektende: 31.08.2004
- Projektleitung: Ulrich Müller