Kurzportrait Prof. Dr. Ingeborg Schramm Wölk, Präsidentin der Fachhochschule Bielefeld
Seit 2015 ist Prof. Dr. Schramm-Wölk Präsidentin der Fachhochschule Bielefeld. Nach ihrer einstimmigen Wiederwahl beginnt im September 2021 ihre zweite Amtszeit. Zuvor war sie Dekanin an der Fakultät Kommunikation und Umwelt an der Hochschule Rhein-Waal. Vor ihren Professuren an der Hochschule Rhein-Waal und der Hochschule Anhalt war die Verhaltensbiologin und promovierte Medizininformatikerin langjährig in Unternehmen als IT-Entwicklerin und Projektmanagerin tätig.
„50 Jahre Zukunft“ ist das Jubiläumsmotto der Fachhochschule Bielefeld in diesem Jahr, was nach eigenem Bekunden „50 Jahre Streben nach Zukunftsfähigkeit“ verdeutlichen soll. Im Zuge der Bildungsexpansion entstand die FH Bielefeld im Jahr 1971 mit den Schwerpunkten Maschinenbau und Sozialarbeit. Mittlerweile studieren an Ostwestfalens größter Fachhochschule über 11.000 Studierende an sechs Fachbereichen mit zusätzlichen Standorten in Minden und Gütersloh.
Neben Gestaltung, Sozialwesen, Wirtschaft, Ingenieurwissenschaften und Mathematik ist der Fachbereich Gesundheit in den letzten Jahren neu hinzugekommen; in diesem Jahr bietet die FH einen der ersten Studiengänge in Angewandter Hebammenwissenschaft an.
Im Jahr 2015 wurde ein neues FH-Gebäude nahe der Universität von den bis dahin in Bielefeld verstreuten Fachbereichen bezogen. „Die FH Bielefeld versteht sich als lernende Organisation“, beschreibt Schramm-Wölk und hebt hervor, dass das Subsidiaritätsprinzip an der FH prägend sei. Vor diesem Hintergrund gelte es, die strategische Ausrichtung gemeinsam zu gestalten. Sehr positiv sieht sie die „Ermöglichungskultur“ an der FH: „Der Neubau der FH Bielefeld hat eine Aufbruchstimmung für alle forciert und war durch die Zusammenführung mehrerer Fachbereiche unter einem Dach identitätsstiftend.“
Schramm-Wölk hat in ihrer ersten Amtszeit die bis dahin einjährigen Planungsprozesse auf langfristigere Perspektiven umgestellt. Gemeinsam wurde die Digitalisierung strategisch ausgerichtet, die Internationalisierung an der FH vorangetrieben sowie eine Academic Scorecard (ASC) als Klammer für alle Planungsprozesse eingeführt, was auch von der Jury lobend angeführt wird: „Ingeborg Schramm-Wölk ist eine Führungspersönlichkeit, die es an deutschen Hochschulen eher selten gibt: eine richtige Managerin. Sie führt die FH Bielefeld ähnlich wie ein Unternehmen, aber ein akademisches Unternehmen – sehr systematisch, pragmatisch und agil. An ihrer Hochschule hat sie umfassende Strategieprozesse angestoßen und beispielsweise mit der Academic Scorecard ein modernes Führungsinstrument geschaffen. Im Präsidium genießt sie großen Rückhalt, viel Lob gibt es auch für ihr Pandemie-Management.“
Ihr strategischer Weitblick zeige sich unter anderem in dem Aufbau und der dynamischen Entwicklung der neuen Standorte der Hochschule in Minden und Gütersloh, mit wichtigen Effekten für die Region.
„Die ASC bildet den transparenten Bezugsrahmen in Abbildung der Ziele und unterstützt bei der Sortierung, Fokussierung und Priorisierung der Maßnahmen. Projekte zur Etablierung eines hochschulweiten Prozessmanagements, eines hochschulweiten Qualitätsmanagements sowie des Projektportfoliomanagements erweitern aktuell den systematischen Handlungsrahmen“, erläutert Schramm-Wölk und ergänzt: „Die Förderung des agilen Managements, Fokussierung auf das Personalmanagement und eine weiterhin robuste Planung wie ggf. die Entwicklung eines das Risikomanagement umfassenden Compliance-Management sind aktuell diskutierte weitere Schritte im Veränderungsprozess der FH Bielefeld.“
Aus der Jury heißt es dazu: „Führen mit agilem Management wird hier in die Realität umgesetzt.” Und das aus Sicht der Jury mit großem Erfolg, schließlich greife die FH Bielefeld unter ihrer Führung zentrale Zukunftsthemen auf.
Ihre Kolleginnen und Kollegen beschreiben sie als „kommunikativ, partizipativ, visionär“. Bei der Bewältigung der Herausforderungen der Corona-Krise gelingt es ihr, die Akzeptanz für die notwendigen Maßnahmen bei allen Mitgliedern der Hochschule zu erzielen: „Frau Schramm-Wölk hat es verstanden, die Krise mittels eines neuen positiven Miteinanders aller Statusgruppen und Bereiche der Hochschule zu meistern. Aufgrund der Einführung agiler Formate, die auch so weiter bestand haben werden in der Zukunft, wie den wöchentlichen Abstimmungen zwischen Dekanen und Präsidium oder zwischen den Studierendenvertretungen und dem Präsidium, gelang es, zeitnahe und klare Entscheidungen zu treffen, die hochschulweit von allen mitgetragen wurden. Zudem wurden kontinuierlich neue Erfahrungen und auch didaktische oder technische Möglichkeiten in dauerhafte Handlungsoptionen umgesetzt.“
Für die Zukunft stehen die Themen Nachhaltigkeit und Transfer sowie der Ausbau des Studienstandortes Gütersloh und des „CareTech OWL“ – ein Zentrum für Gesundheit, Soziales und Technologie – schon auf der Agenda. „Wir wollen Stärken stärken und der zunehmend heterogenen Studierendenschaft bestmögliche Rahmenbedingungen bieten“, sagt Schramm-Wölk.
Erläuterung des Verfahrens
Die Nominierten für die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres 2021“ wurden in mehreren Stufen ermittelt. Über eine datengestützte Vorauswahl wurden Hochschulen identifiziert, die eine besonders starke positive Entwicklungsdynamik aufweisen. Im Rahmen der zweiten Auswahlstufe wurden alle in der Vorauswahl identifizierten Hochschulleitungen zu ihrem Führungsverständnis befragt. Als weitere Perspektive wurden die Kollegen und Kolleginnen in der Leitung sowie die jeweiligen Hochschulratsvorsitzenden zur Führungsleistung ihrer Hochschulleitungen und zum Zusammenspiel im Team befragt. Ein besonderes Augenmerk lag in diesem Jahr auf dem Krisenmanagement während der Corona-Pandemie und die gemeinsame Krisenbewältigung im Führungsteam.
Alle Ergebnisse waren Grundlage für die Entscheidung der Jury zur Nominierung der fünf Finalist*innen.
Die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres” wird bereits seit 2008 verliehen, seit 2013 gemeinsam von der Wochenzeitung DIE ZEIT und dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung.