Kurzportrait Prof. Dr. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule
Seit 2008 ist der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Bernd Kriegesmann Präsident der Westfälischen Hochschule. Seit dem Jahr 2000 ist er dort Professor für Betriebswirtschaftslehre. Seit 2002 Vorstandsvorsitzender des Instituts für angewandte Innovationsforschung (IAI) in Bochum. Zuvor war er Fachreferent für Innovationsförderung beim Bundesministerium für Forschung und Technologie. Seit August 2021 ist er zudem Vorsitzender der Landesrektor*innenkonferenz der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in NRW.
Die Jury weist sehr lobend auf das große Engagement von Kriegesmann für Bildungsgerechtigkeit hin: „Kriegesmann hat sich dem Thema Bildungsgerechtigkeit aus Überzeugung gestellt und an seiner Hochschule beispielgebend umgesetzt. Mit dem gleichen Selbstverständnis packt er auch das Thema Nachhaltigkeit an“. Er bekommt viel positives Feedback von seinen Kolleginnen und Kollegen und hat die Westfälische Hochschule aus Sicht der Jury stark vorangebracht.
Die 1992 gegründete Westfälische Hochschule ist verteilt auf die Standorte Gelsenkirchen, Bocholt und Recklinghausen. Sie bietet vor allem naturwissenschaftlich und technisch ausgerichtete Studiengänge und darüber hinaus auch Studienangebote im Bereich der Medien- und Wirtschaftswissenschaften. Eine gute Vernetzung in der Region mit weiteren Hochschulen für angewandte Wissenschaften, den dort ansässigen Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen charakterisiert die vergleichsweise junge Hochschule. So arbeiten in der Hochschulallianz „ruhrvalley“ seit 2016 die drei Hochschulen für angewandte Wissenschaften aus Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen in Lehre, Forschung und Transfer zusammen. Eine 2013 gegründete Ruhr Master School bietet zudem Angebote für Masterstudierenden in einem interdisziplinären und international orientierten Format.
„Wissen. Was praktisch zählt“ ist das Motto der Westfälischen Hochschule, in dem sich auch Kriegesmann wiederfindet, wie er selbst sagt: „Ich nehme die Dinge gerne in die Hand, treffe Entscheidungen und bringe mich auch in die Umsetzung ein. Bodenständig und klar, wie das Profil unserer Hochschule.“ Aus seiner Sicht soll Führung den strategischen Rahmen und Orientierung vorgeben, sich aber nicht in Details verlieren, sondern den Chancen ein weites Feld eröffnen. „Der Zukunft sollte man nicht mit starren Strategieplänen begegnen, vielmehr hat es sich bewährt, auf Agilität und Reabilität zu setzen“, meint Kriegesmann und führt als Beispiel die Gründung des Talentscoutings an, das sehr erfolgreich umgesetzt wurde und ebenfalls auf das Thema Nachhaltigkeit einzahlt.
Kriegesmann sieht sich dem Thema Bildungsgerechtigkeit stark verpflichtet. An seiner Hochschule ist deshalb Talentförderung als zentrale Aufgabe neben Lehre, Forschung und Transfer in ihrer Grundordnung verankert. Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft, Schule, Wissenschaft und Gesellschaft will man damit die Bildungsungerechtigkeit für junge Menschen aus weniger privilegierten Familien überwinden. Dabei werden aufsuchende Beratungs- und Betreuungsangebote im Vorfeld der Studiums- beziehungsweise in der Ausbildungsentscheidung, in der Studieneingangsphase und im Studienverlauf umgesetzt.
Zusätzlich wurde das Thema Nachhaltigkeit auf den Bereich der ökologischen Verantwortung ausgedehnt und als weiteres Strategiefeld verankert. „Unser Verständnis von Nachhaltigkeit basiert auf unserer Haltung in der Hochschule, dass inter- und intragenerationelle Gerechtigkeit unser Handeln prägen. Davon müssen sich auch unsere Aktivitäten ableiten, ohne Probleme zu kaschieren oder Belastungen zu externalisieren“, sagt Kriegesmann und ergänzt: Die Hochschulmitglieder und Studierenden müssen den ehrlichen Willen wahrnehmen, sich entsprechend zu engagieren.“ Zwei Beispiele, wie er Beteiligung aktivieren will:
- Eine Research-Challenge „Sustainability“ wurde etabliert, die zweimal jährlich ausgeschrieben wird und Professor*innen mit einem für Forschung einzusetzenden Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro sowie Studierende mit 5.000 Euro adressiert.
- Initiierung und Einrichtung eines von Kriegesmann direkt geleiteten MakerSpaces mit dem Schwerpunkt „leichte Elektromobilität“, der zudem mit unterstützenden Maßnahmen für Gründungen mit Nachhaltigkeitsbezug verzahnt ist.
Neben weiteren Aktivitäten soll die Nachhaltigkeit mit der angestrebten EMAS-Zertifizierung abgebildet werden. Und auch strukturell hat er das Thema mit einem Ressort „Nachhaltigkeit“ in der Hochschule verankert.
Seine Kolleginnen und Kollegen beschreiben ihn als fordernd, aber auch motivierend, kollegial, wertschätzend und authentisch. „Mit Herrn Kriegesmann hat die Westfälische Hochschule als erste Hochschule in Deutschland die Talentförderung als zentrale Aufgabe in ihrer Grundordnung verankert. Handlungsleitend war für unseren Präsidenten nicht das Label „Soziale Nachhaltigkeit“, sondern seine tiefe Überzeugung und ein entsprechendes Selbstverständnis“, sagen sie und heben hervor, dass auch die ökologische Nachhaltigkeit für Kriegesmann als wichtige Querschnittsaufgabe verstanden und vermittelt wird. Ganz konkret etwa mit neuen Studiengängen, die Antworten auf die anstehenden ökologischen Herausforderungen liefern sollen, wie etwa Wasserstoff- und Energieverfahrenstechnik oder der Aufbau des H2 Solution Labs im Rahmen des 5-StandorteProgramms der Bundesregierung zur Begleitung des Kohleausstiegs. „Herr Kriegesmann ist mit Leidenschaft der maßgebliche Treiber dieser Entwicklung!“
Zum Verfahren
Die Nominierten für die Auszeichnung „Hochschulmanager*in des Jahres 2022“ wurden in mehreren Stufen ermittelt. Über eine datengestützte Vorauswahl wurden Hochschulen identifiziert, die eine besonders starke positive Entwicklungsdynamik aufweisen. Im Rahmen der zweiten Auswahlstufe wurden alle in der Vorauswahl identifizierten Hochschulleitungen zu ihrem Führungsverständnis und einer möglichen Nachhaltigkeitsstrategie befragt. Als weitere Perspektive wurden die Kollegen und Kolleginnen in der Leitung sowie die jeweiligen Hochschulratsvorsitzenden zur Führungsleistung ihrer Hochschulleitungen und zum Zusammenspiel im Team befragt. Auch hier lag ein besonderes Augenmerk auf dem Thema Nachhaltigkeit. Alle Ergebnisse waren Grundlage für die Entscheidung der Jury zur Nominierung der sechs Finalist*innen.
Die Auszeichnung “Hochschulmanager*in des Jahres” wird bereits seit 2008 verliehen, seit 2013 gemeinsam von der Wochenzeitung DIE ZEIT und dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung.