Studierende brauchen für die Arbeitswelt von heute und morgen neue Kompetenzen. Inwieweit diese sogenannten Future Skills in der Lehre bereits gefördert werden, zeigt erstmalig eine Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung für sieben Fächer aus dem Bereich der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie für das Fach Soziale Arbeit. Während einige Zukunftskompetenzen bereits etabliert sind, spielt die Förderung digitaler Future Skills dagegen noch eine eher geringe Rolle in der Lehre.

Die Zeit der ausschließlichen Vermittlung von Fachwissen im Studium ist vorbei

Megatrends wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, aber auch globale gesellschaftliche Herausforderungen wie der Klimawandel, haben enorme Auswirkungen auf die Arbeitswelt der Zukunft. In einer sich rasant wandelnden digital geprägten Gesellschaft veraltet Wissen sehr schnell. Künftige Hochschulabsolvent*innen benötigen daher neben dem Fachwissen weitere Kompetenzen. Entscheidend sind neben Digitalkompetenzen insbesondere Kompetenzen zur lebenslangen Wissensaneignung und zur Lösung von Problemen, die allein mit dem bisherigen Wissen nicht mehr bewältigt werden können.

„Fachwissen und Future Skills sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Das ist keine Entweder-Oder-Entscheidung. Vielmehr sollte sich an den Hochschulen eine neue Lernkultur etablieren, in der der Erwerb von Fachkompetenz und von Future Skills Hand in Hand gehen“, so Nina Horstmann, Expertin für das Thema Future Skills beim CHE.

Einige Future Skills werden bereits stark gefördert

Eine Auswertung des CHE zeigt nun erstmalig für acht Studienfächer in Deutschland, inwieweit Future Skills aus Professor*innensicht bereits in der Hochschullehre gefördert werden. Fünf von 22 abgefragten Zukunftskompetenzen haben in den Fächern der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie im Fach Soziale Arbeit bereits jetzt eine besondere Bedeutung. Dies zeigen die Ergebnisse einer Befragung von rund 3.500 Professor*innen an deutschen Hochschulen, die im Rahmen des CHE Hochschulrankings 2023 erfolgte. Die befragten Professor*innen wurden für 22 Future Skills um eine Einschätzung gebeten, in welchem Ausmaß sie diese bereits in ihren eigenen Lehrveranstaltungen fördern. Future Skills wie kritisches Denken, Eigeninitiative, Problemlösekompetenz- oder Selbstorganisations- und Lernkompetenz werden aus Professor*innensicht bereits jetzt überwiegend „stark“ oder „sehr stark“ gefördert.

Für einen Großteil der untersuchten Future Skills ist die Förderung noch fachabhängig

Die Auswertung der Befragung zeigt jedoch auch, dass es für eine Reihe an Future Skills deutliche Fächerunterschiede bei ihrer Bedeutung in der Lehre gibt. So beurteilen etwa drei Viertel der Professor*innen im Fach Wirtschaftspsychologie, dass sie Kollaboration besonders fördern. In der Rechtswissenschaft gilt das jedoch nur für rund ein Fünftel der Professor*innen.

Rund 80 Prozent der Befragten im Fach Soziale Arbeit geben an, dass sie Dialog- und Konfliktkompetenz in besonderem Maße in ihren Lehrveranstaltungen berücksichtigen. In der Volkswirtschaftslehre liegt dieser Anteil nur bei knapp einem Drittel der Befragten. Solche Unterschiede zeigen sich in den untersuchten Fächern auch für Kreativität, Entscheidungs- und Urteilskompetenz, Kommunikation sowie Interkulturelle Kommunikation, Veränderungs- und Ambiguitätskompetenz sowie Innovationskompetenz. Bei letzterer stechen etwa die Fächer Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen besonders positiv heraus.

„Die Gesamtschau auf die fachspezifische Berücksichtigung von 22 Zukunftskompetenzen bietet zudem die Chance, erstmals Future-Skills-Profile für einzelne Fächer abzubilden“, erläutert Studienleiterin Nina Horstmann. „Für das Fach BWL ist beispielsweise gut erkennbar, dass die Hochschullehre im Hinblick auf die Förderung von nicht-digitalen Future Skills aus Sicht der Professor*innen in vielen Bereichen schon sehr gut aufgestellt ist.“

Digitalkompetenzen spielen noch eine eher untergeordnete Rolle

Zu den noch wenig berücksichtigten Zukunftskompetenzen gehören u.a. Missionsorientierung oder Resilienz. Auch Digitalkompetenzen werden aus Professor*innensicht im Vergleich zu vielen nicht-digitalen Future Skills insgesamt noch deutlich seltener gefördert, wenngleich es auch hier Fächerunterschiede gibt. So geben immerhin rund 50 Prozent der Professor*innen im Fach Wirtschaftsinformatik an, Digital Literacy besonders zu fördern. Dieser Anteil liegt in den Rechtswissenschaften nur bei rund 20 Prozent. Auch Kompetenzen wie Digitales Lernen, Digitale Kooperation, Digitale Ethik oder Agiles Arbeiten sind in den untersuchten Studienfächern noch vergleichsweise wenig verankert.

Die Ergebnisse zeigten laut Studienleiterin Nina Horstmann, dass die Vermittlung von Future Skills an den Hochschulen teilweise angekommen sei. Die Implementierung dieser Zukunftskompetenzen habe aber derzeit noch eher einen eher experimentellen Charakter.

Um Future Skills im Hochschulbereich weiter voranzutreiben, empfiehlt das CHE u.a. das Thema als Querschnittsthema in allen Curricula zu verankern und neue Lehr-/Lern- oder Prüfungsformate für den Kompetenzerwerb zu nutzen.

 

Über die Studie:

Die Ergebnisse wurden im Rahmen des CHE Hochschulrankings 2023 erhoben. Ausgewertet wurden Online-Befragungsergebnisse von rund 3.500 Professor*innen der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fächer sowie des Fachs Soziale Arbeit an deutschen Universitäten, Hochschulen für angewandte Wissenschaften bzw. Fachhochschulen und Dualen Hochschulen. Gefragt wurde in acht unterschiedlichen Fächern nach der Förderung von insgesamt 22 verschiedenen Future Skills. Der Befragungszeitraum lag zwischen Dezember 2022 und Januar 2023. Weitere Auswertungen für andere Fächer sind für die kommenden beiden Jahre geplant. Die Autorin der Publikation „Bildung für die Zukunft? Förderung von Future Skills in der Hochschullehre“ ist Nina Horstmann, die Analyse ist in der Reihe CHE Impulse als Nummer 13 im Oktober 2023 erschienen.

Icon

Bildung für die Zukunft? Förderung von Future Skills in der Hochschullehre 19. Oktober 2023 3.62 MB 12115 downloads

Horstmann, Nina: Bildung für die Zukunft? Förderung von Future Skills in der Hochschullehre....

Nina Horstmann

Projektmanagerin

Tel.: +49 5241 9761-64
Fax: +49 5241 9761-40
E-Mail: Nina.Horstmann@che.de

Assistenz:
Tina Schürmann
Tel.: +49 5241 9761-39

Arbeitsschwerpunkte:
CHE Hochschulranking: Professorenbefragung und
Bibliometrie

https://dev.che.de/teams/nina-horstmann